Rabatte schalten den Verstand aus

Der, die und das sollen die am häufigsten benutzten Wörter in der deutschen Sprache sein. Das Wort Rabatt zählt für mich auch dazu.

Manche Händler sparen sich allerdings dieses Wort und hängen nur noch ein Schild mit einem riesigen Prozentzeichen in ihren Laden. Rabattschilder, in welcher Form auch immer, wirken auf das Gehirn wie Alkohol. Ist der Wein im Manne, ist der Verstand in der Kanne.

Bei Quarks & Co, einem Wissenschafts-und Fernsehmagazin, hat man unser Kaufverhalten getestet. Es wurden Putzutensilien pro Stück für 59 Cent angeboten und  3 Stück als Sonderangebot für 1,99 Euro. Beim Sonderangebot wurde zugegriffen und nicht nachgerechnet. In diese Falle wäre ich wohl auch getappt. Aber niemals wäre ich bei der Aktion „Friss den Laden leer“ dabei gewesen. Eine Berliner Filiale hat vor einiger Zeit ihren Kunden angeboten, so viele Kleidungsstücke mit nach Hause zu nehmen, wie jeder auf einmal im Munde tragen kann. Noch verrückter ging es 2012 in einem nordfriesischen Supermarkt zu. Dort wurden den ersten hundert Kunden ein gratis Einkauf offeriert, wenn sie im Adamskostüm erscheinen.  Gekommen sind  fast 250 Nackte, darunter viele Dänen. Otto Waalkes singt ja immer statt „Tränen lügen nicht“, „Dänen lügen nicht“. Nach dieser Rabattaktion wissen wir, Dänen schämen sich auch nicht. Aber sie waren ja nicht die einzigen,  die gekommen waren.

Völlig fehl am Platz wäre ich bei einer Aktion des Mediamarktes gewesen. Dort konnten die Kunden einmal auf eine Torwand schießen, wie man sie aus dem ZDF Studio kennt. Wer traf, bekam das Einkaufsgeld zurück. Ich hätte nur eine  Chance gehabt, wenn die Löcher in der Torwand so groß wie Scheunentore gewesen wären. Der Media Markt wird geahnt haben, dass es nur wenige Menschen gibt, die so einnetzen können wie Miroslav Klose. Eine Werbeidee muss sich schließlich finanziell lohnen und Werbung muss sein.

„Wer aufhört zu werben, um so Geld zu sparen, kann ebenso seine Uhr anhalten, um Zeit zu sparen“, heißt es bei Henry Ford.

Die Werbekampagne „Zahl was du willst“, ist jedoch kein Witz, sondern eine Aktion, die in vielen Städten praktiziert wird. Vielleicht kommt die Idee mit der üblichen Verspätung irgendwann in Mecklenburg an. Das wäre toll. Wartet nicht  jeder von uns auf den Moment, wo er für ein warmes Bier oder kalten Kaffee außer dem Trinkgeld noch die Bezahlung streichen kann?

März 2016