Zeitungsbeiträge und Videos mit freundlicher Genehmigung der Zeitungsredaktionen und des Senders GüstrowTV.
Interview in der SVZ zum neuen Buch
Gott, die Welt, Rammstein und ein Kind“ – ein neuer Roman von Ditte Clemens
Ditte Clemens arbeitet seit 1992 als Schriftstellerin und Journalistin. Jetzt hat sie nach vielen Erzählungen, Biografien, Kolumnen und Kinderbüchern ihren zweiten Roman geschrieben.
(Foto: Hans-Jürgen Kowalzik)
Veröffentlicht: 30.08.2025, Von: Hans-Jürgen Kowalzik
Von Ditte Clemens ist ein neues Buch erschienen. Die Güstrowerin, Jahrgang 1952, wählte „Gott, die Welt, Rammstein und ein Kind“ als Titel. Im Mittelpunkt steht Julia, eine junge Frau, die in einer Krise ist. Ein „Rammstein“-Konzert holt sie da raus. Sie wird Fan des „Rammstein“-Sängers Till Lindemann. Mit ihrer Tante spricht sie über Gott und die Welt und eben die Metallband „Rammstein“. Zu dieser Band hat auch die Tante eine Beziehung. Sie war in den Vater von Till Lindemann verliebt. Am Ende gibt es noch eine Überraschung. Julia will ein Kind. Aber sie will auf ungewöhnliche Art Mutter werden. Hans-Jürgen Kowalzik sprach mit Ditte Clemens.
Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens
Seit Anfang August ist Ihr neuer Roman im Buchhandel und online auf mehreren Portalen zu bestellen, sogar bei einem polnischen Online-Händler. Wie ist bisher die Resonanz?
Das Buch ist bei allen großen und renommierten Buchhändlern in Deutschland, in Polen, Dänemark und in der Schweiz sowie online zu haben. Die Reaktionen sind bisher sehr gut. Der Roman wird als humorvoll, interessant, spannend und berührend gelobt. Gefreut hat mich, das ist nicht immer üblich, dass mich der Verleger für das Buch beglückwünscht hat.
Wie in Ihrem ersten Roman, „Der zweite Tag“, geht es bei Julia wieder um eine junge Frau, die ihren Weg durchs Leben sucht. Warum ist Ihnen dieses Thema so wichtig?
Wir sind doch alle irgendwo auf der Suche nach dem Sinn des Lebens. Besonders im Alter stellt man sich die Frage. Jungen Leuten geht das ebenso, sie formulieren es nur nicht so. Das eint uns daher alle und die Fragen ähneln sich: Haben wir alles richtig gemacht, sind wir auf dem richtigen Weg, was kommt noch in der Zukunft? So geht es auch Julia in meinem neuen Roman.
Eigene Erfahrungen fließen in die Geschichte ein
Inwieweit lassen Sie als Autorin persönliche Erlebnisse und Erfahrungen – Sie sind Mutter und Oma – in dem Buch zu?
Ich habe schon autofiktional geschrieben als es in Deutschland noch gar nicht modern war. Zu meinen ersten Büchern in den 1990er-Jahren gehörten Biografien von Lilo Herrmann und Marga Böhmer, der Lebensgefährtin von Ernst Barlach. Da waren die Verleger damals verwundert, dass ich mich mit eigenen Gedanken und Gefühlen einbrachte. Aber ich habe mich durchgesetzt. Aus Reaktionen auch zu meinen Erzählungen und Kolumnen weiß ich, dass es gut angenommen wird, wenn man sich persönlich einbringt.
Nackig gemacht habe ich mich in meiner Biografie. Für mich ist es wichtig, gegenüber dem Leser aufrichtig zu sein und über Dinge zu schreiben, die einen berührt haben oder aber auch nicht so schön waren. Erst kürzlich habe ich eine Mail von Peter Wawerzinek bekommen. Er lobte mich für eine Kolumne. Darüber habe ich mich sehr gefreut. Er schreibt ja auch autofiktional und ist im Wettbewerb um den besten deutschsprachigen Roman 2025 nominiert.
Idee zum neuen Buch entstand spontan
Auch wenn die Geschichte von Julia fiktiv ist, hat sie einen Auslöser, der alles andere als frei erfunden ist. Welcher war das?
Im Dezember ist bei mir Weihnachtskuschelzeit. Da schaue ich gern in meine dicken Aktenordner mit Briefen von Eva Strittmatter, Fred Wanderer, Paul Maar und anderen bewundernswerte Menschen. Und ich las auch wieder die tollen Briefe von Werner Lindemann. Dann kam Silvester. Wir waren bei einer Feier und wurden mit einem Acht-Gänge-Menü verwöhnt. Das dauerte und mein Mann und ich redeten viel. Er sprach über sein Buch und fragte mich nach meinen literarischen Vorhaben, die es in der Silvesternacht noch gar nicht gab. Da ich ihm von Werner Lindemann erzählte, schlug er mir vor, eine Biografie zu schreiben.
Drei Tage war ich himmelhochjauchzend, dann zu Tode betrübt. Nein, bloß keine Biografie mehr. An den letzten Biografien arbeitete ich jeweils vier Jahre und am Roman zwei Jahre. Das war eine sehr lange und äußerst anstrengende Zeit. Aber Werner Lindemann ging mir nicht mehr aus dem Kopf, weil wir zu seinen Lebzeiten auch viel über seinen Sohn und ich über meine Tochter gesprochen hatten. Darüber könntest du schreiben.
Dann tauchte bei meinen inneren Gesprächen mit Werner eine junge Frau in meinem Kopf auf. Ich versuchte, sie mir optisch vorzustellen. Da war plötzlich das Gesicht von Julia Roberts aus „Pretty Woman“. Meine Julia, und so sollte sie in meinem Buch auch heißen. Ich habe mit Julia gesprochen, ihr viel erzählt und alles aufgeschrieben. Sie war mir sehr nah. Das Schreiben ging so flüssig. Es war wunderbar. Noch nie habe ich in so kurzer Zeit ein Buch geschrieben.
Autorin mit Verbindung zur Familie Lindemann
Über Gott und die Welt zu reden, heißt, über alles Mögliche zu sprechen, ohne immer ein bestimmtes Thema im Blick zu haben. Für Julia sind diese Gespräche mit ihrer Tante sehr wichtig. Als es ihr nach einem „Rammstein“-Konzert gelingt aus dem Krisen-Modus auszuscheren, erfährt sie in einem solchen Gespräch, dass ihre Tante die Familie Lindemann kannte und in Till Lindemanns Vater verliebt war. Inwieweit wird das fiktive Leben Julias da in gewisser Weise zur erlebten Realität der Autorin Ditte Clemens, die mit Werner Lindemann befreundet war?
Ja, ich bin in meinem Roman die Tante, die Schriftstellerin. So konnte ich im Buch die Brücke zur tatsächlichen Bekanntschaft mit beiden Lindemanns schlagen. Ich wollte da nichts konstruieren. Ich war Briefpartnerin und Freundin von Werner Lindemann und verliebt in ihn. Mit Gitta Lindemann habe ich gearbeitet. Es war mir wichtig, über beide zu schreiben und nichts zu verstecken.
Warum haben Sie sich entschieden, dass Julia ein Kind auf eher ungewöhnliche Weise bekommen wird, mit einer Samenspende?
Ich habe mehrere Monate mit Julia gelebt und mich gefragt, wird sie Mutter oder nicht? Sie war einmal glücklich verliebt. Von dem Mann, der sich jedoch von ihr getrennt hat, hatte sie sich so sehr ein Kind gewünscht. Will sie überhaupt noch ein Kind? Das alles ging mir im Kopf herum.
Dann kam mir der Zufall zur Hilfe. Ich lernte in einer Kneipe, man kommt dort ja ins Gespräch, einen Mann kennen, der Samenspender war. Natürlich wusste ich, dass es so etwas gibt, aber ich hatte so etwas immer abgelehnt und fand es sogar empörend. Abends zu Hause stellte ich für mich fest, wie wenig tolerant ich doch bin. Daraufhin informierte ich mich. Und ich suchte und fand eine Frau in Güstrow, die auf diesem Weg ein Kind bekommen hat. Es war für mich ein aufschlussreiches Gespräch. Ja, eine Samenspende ist eine Möglichkeit für eine Frau, die sich so sehr ein Kind wünscht, aber nicht den Mann dazu findet oder es ohne Partner aufziehen will. Dann habe ich mir die Frage gestellt: Will Julia das? Ja, sie will. Aber der Tante gefällt das nicht und ihre Ablehnung wurde Teil meines Buches.
Werner Lindemann starb 1993. Mit Gitta Lindemann, Tills Mutter, hatten Sie als Kolleginnen oft Kontakt. Rammstein gibt es seit 1995. Warum entstand der Roman erst jetzt?
Ich hatte einem Kollegen, der Gitta und Werner Lindemann kannte, das Manuskript geschickt. Der schrieb mir daraufhin, warum ich jetzt auf das „Rammstein“-Pferd springe. Ich antwortete ihm, dass ich auf kein Pferd springe, sondern immer nur über Themen geschrieben habe, die mich anspringen. Alles braucht auch irgendwo seine Zeit.
Werner war raus aus meinem Kopf. Durch die Briefe und den Silvesterabend war er wieder da. Da müsstest du was machen, sagte ich mir. Dann ging es schrittweise. Gitta kam mit dazu, Till ebenfalls. Wenn man über Till schreibt, kann man „Rammstein“ nicht weglassen.
Ich bin mit dem fertigen Manuskript zu Gitta Lindemann gefahren. Der Besuch war sehr schön, ein tolles Haus, ganz verwunschen, viele Bilder von ihrem Sohn Till an den Wänden. Später teilte sie mir mit, dass die Julia-Geschichte ihr gefallen hat. Sie meinte, dass sie es oft peinlich findet, wenn man über sie etwas notiert. Das, was ich über Werner geschrieben habe, hat sie sehr berührt.
Aber „Rammstein“ sollte raus, weil ich nichts Neues berichte. Ich habe auch einige Fans der Band vorab lesen lassen. Die haben mir gesagt, dass sie vieles nicht wussten, zum Beispiel das Verhältnis von Till zum Vater. Professor Carsten Gansel, Autor und Literaturwissenschaftler, der gerade einen literarischen Schatz von Werner Lindemann geborgen hat, las das Manuskript. Er machte mir aber den Vorwurf, dass ich gesellschaftliche Probleme nur kurz anspreche, zum Beispiel wie Faschismus in der DDR aufbereitet wurde und wie man jetzt darüber in der Schule redet. Das müsse umfangreicher sein. Aber ich habe entgegnet, dass es Nachtgespräche sind, die die Tante mit Julia führt. Vieles wird angesprochen, aber mit Rücksicht auf den Fluss der Geschichte, habe ich mich da oft auch kurzgefasst.
Hintergrund: Ditte Clemens und „Rammstein“
Ein Konzert hat Ditte Clemens von Rammstein nicht besucht. Laute Konzerte konnte sie noch nie gut ertragen. Weihnachten besucht sie eher kleine Handwerker-Märkte als die großen Weihnachtsmärkte. Sie hat sich intensiv mit der Band „Rammstein“ und Texten von Till Lindemann beschäftigt. Einige Texte gefallen ihr, andere findet sie abstoßend. Von Gitta Lindemann weiß sie, dass Till oft nach Hause kommt. Er fühlt sich mit der Natur sehr verbunden. Getroffen hat Ditte Clemens Till Lindemann bisher nicht. Seinem Management hat sie das Manuskript geschickt. Eine Antwort gab es nicht.
Bestsellerliste 2024, Welt im Buch Güstrow
Artikel zum Erscheinen des Buches „Wenn’s hilft“
Neues Buch von Güstrower Autorin Ditte Clemens erscheint
Veröffentlicht: 25.09.2024 Von: Hans-Jürgen Kowalzik
https://www.nordkurier.de/regional/guestrow/neues-buch-von-guestrower-autorin-ditte-clemens-erscheint-2925334
Ditte Clemens vor einem Regal, in dem ihre Bücher stehen. „Wenn’s hilft“ ist dazugekommen. Seit 26. August ist es auf dem Markt. (Foto: Hans-Jürgen Kowalzik)
Ditte Clemens liest am 27. September um 19 Uhr in der Güstrower Buchhandlung „Welt im Buch“. Die Güstrower Schriftstellerin stellt ihr neues Buch „Wenn’s hilft“ vor. In dem Buch geht es um Menschen, die auf besondere Weise heilen können. Die Autorin erzählt ihre Lebensgeschichten und von ihren Behandlungsmethoden. Hans-Jürgen Kowalzik sprach mit Ditte Clemens.
Wie sind Sie auf das Thema gekommen?
Ich bin auf der Insel Rügen geboren. Da habe ich erlebt, dass es Püster-Frauen und Püster-Männer fast in jedem Dorf gab. Ich hatte in der Pubertät eine Warze. Die hat mich sterbensunglücklich gemacht. Meine Oma hat mich dann zu einer Frau geführt, die die Warze weggepüstert hat. Das war für mich aufregend und spannend.
Seitdem fasziniert mich dieses Thema. Und ich bin immer wieder Menschen begegnet, die auf besondere Weise heilen konnten. Nach meinem großen autobiografischen Roman „Zweiter Tag“ habe ich mir gesagt: Jetzt widme ich mich mal diesem Thema. Diese Frau kommt natürlich auch in dem Buch vor. Ich bin später immer wieder um ihr Haus geschlichen, wollte auch mit ihr sprechen. Aber dann war sie tot.
Da gab es aber noch eine Frau. Was hat es mit der auf sich?
Das war Frau Krix, eine Heilpraktikerin. Halb Güstrow fuhr nach Wetzlar oder sie war hier und halb Güstrow ging hin. Sie machte Begradigungen. Ich habe mir das mehrmals angesehen und fand das hochinteressant. Das war mein erster Gedanke, diese Frau über ihr Leben zu befragen. Die lebt aber jetzt in Amerika. Da hatte ich Angst, dass ich für mein Buch durch halb Deutschland fahren muss, um Leute zu finden, die heilen können.
Das hat sich aber nicht bestätigt. Ich habe in Güstrow mit dem berühmten Herrn Linda, bei dem schon 80.000 Leute auf dem Stuhl gesessen haben, angefangen. Die Güstrower kennen ihn. Ich hatte ein sehr langes und schönes Gespräch mit ihm. Dann ging es immer so weiter. Ich merkte, Güstrow ist mit Menschen, die auf besondere Weise helfen und heilen, gut aufgestellt.
Wie ging es dann weiter?
Ich habe mir einen Plan gemacht, was in dem Buch enthalten sein soll. Das war Besprechen und eine Frau aus der Nähe von Güstrow, die für das Handauflegen bekannt ist. Dann geht es um Kinesiologie und Osteopathie. Auch mit Fußreflexzonenmassagen, wo viele Menschen denken, da grabbelt man nur an den Füßen herum, werden ganz besondere Erfolge erzielt.
Die Behandlung ist die eine Seite. Sie wollten aber noch mehr erzählen. Was war da Ihre Überlegung?
Mir war es ganz wichtig, über das Leben dieser Menschen, wie sie zu diesen alternativen Heilmethoden gekommen sind, zu schreiben. Das geschah ja nicht ad hoc, sondern es war ein langer, schwieriger Weg. Ich ziehe meinen Hut vor diesen Menschen, die das mit einer Ernsthaftigkeit, mit Fachwissen und Kompetenz betreiben.
Wundersames Leben im „Frauenzimmer“
Sieglinde Seidel, SVZ, 16.10.2023
Die Güstrower Schriftstellerin Ditte Clemens liest am Donnerstag humorvolle Geschichten nicht nur für Frauen vor.
Warum gab es zu DDR-Zeiten vor dem Güstrower Bahnhof bereits einen Landeplatz? Weshalb darf man Männer nicht mit zum Einkaufen nehmen? Warum soll man seinen Chef bei einer Betriebsfeier nicht um eine Gehaltserhöhung bitten? Diese und andere Fragen wird Ditte Clemens bei ihrer Lesung am Donnerstag in der Güstrower Domstraße 10 beantworten. Die Güstrower Schriftstellerin ist mit ihren humorvollen Geschichten von 19 Uhr an zu Gast im „Frauenzimmer“.
Für die Güstrowerin wird es eine Premiere. „Ich freue mich sehr, dass es das Frauenzimmer gibt“, sagt sie. Heike Melzer hatte die Räume erst im Juni dieses Jahres eröffnet. Die ehemalige Lehrerin wollte ihrer Kreativität mehr Raum geben. „Für diese Idee und die Einrichtung habe ich schon viel Zuspruch erhalten“, sagt sie.
Enge Mitstreiter habe sie an ihrer Seite, um verschiedene Angebote in den Räumen vorzuhalten. So habe es schon einen Lavendelabend, Nähkurs, Hagebuttenabend oder einen Tee-Workshop gegeben. Wichtig ist Heike Melzer, dass die Frauen nicht nur konsumieren, sondern auch eigene Ideen hier umsetzen können.
1. Platz auf der Bestsellerliste 2022 für Belletristik bei „Welt im Buch“ in Güstrow, obwohl erst seit Oktober 2022 im Angebot
GüstrowTV, Sendung vom 18.11.2022
Autoren: Sieglinde Seidel, Henning Wolf
Quelle: http://guestrowtv.de/aiovg_videos/sendung-vom-18-11-2022
Teil 1
Teil 2
Artikel im Blitz am 16.10.2022
Artikel in der SVZ am 07.11.2019
Video zur Lesung am 06.11.2019 bei Güstrow TV
Artikel in der SVZ am 31.07.2019
Zeitung für die Landeshauptstadt – Mittwoch, 31.07.2019
Dr. Ditte Clemens aus Güstrow mit Galeriechef Harald Berger
Die Frau neben Barlach
Ditte Clemens aus Güstrow las in der Gallery Berger aus ihren Büchern
Paulsstadt
Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine erschöpfte Frau. Diese Volksweisheit trifft auch und gerade auf bekannte Personen aus Kunst und Politik zu. Das zeigte Ditte Clemens bei einer Lesung in der Gallery Berger als Beispiel von Ernst Barlach und Marga Böhmer.
Dr. Ditte Clemens kommt nicht nur aus Güstrow, sie gilt als Barlach-Expertin. Und Clemens beschäftigte sich intensiv mit den Familienverhältnissen von Barlach, insbesondere um Marga Böhmer. „Da galt es so manche Hürde zu überwinden“, sagte die Autorin. Trotzdem gab sie ein Buch heraus, das schlicht „Marga Böhmer: Barlachs Lebensgefährtin“ heißt.
Böhmer (1887 – 1969) selbst hatte künstlerisches Talent. Das wurde schon im Kindes- und Jugendalter erkannt. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Bielefeld heiratete sie 1917 Bernhard Böhmer. Die Eheleute zogen 1922 nach Schwaan. Später wurden sie in Güstrow sesshaft und bauten ein Haus am Heidberg. 1924 begegnete Marga Ernst Barlach. Sie trennte sich von ihrem Ehemann, lebte mit Barlach bis zu dessen Tod 1938 im Haus am am Heidberg, während Böhmer mit seiner zweiten Frau in das neuerbaute Haus Barlachs zog. Zu dieser Zeit arbeitete Marga für Barlach, kümmerte sich um dessen Wohlbefinden und künstlerische Ungestörtheit. Nachdem Barlach 1938 starb, engagierte sich Marga Böhmer für die Bewahrung der Kunst von Ernst Barlach.
Da in der aktuellen Ausstellung auch Werke von Barlach gezeigt werden, hatte Harald Berger Ditte Clemens nach Schwerin eingeladen.
diet
Artikel im Nordkurier am 26.02.2019
Interview bei GüstrowTV am 26.02.2019
16. Juni 2018 Schwäbische Zeitung
ROSTOCK delüx 10. Jahrgang 2017 Heft 3
GüstrowTV 15.11.2016
GüstrowTV 06.05.2016
Mecklenburger Blitz 08.01.2017
Schweriner Volkszeitung 11.11.2016
Martinsgans und Novemberblues
Die Güstrower Schriftstellerin Ditte Clemens macht sich Gedanken über den heutigen Martinstag und das dazugehörige Tier
Was kann man tun gegen den Novemberblues? Unbedingt Winston Churchills Rat befolgen und „dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.“ Gönnen Sie sich im grauen November eine knusprig gebratene Gans.
Gänse sind nicht nur ein großartiges Nahrungsmittel, sondern es gibt auch Erstaunliches über sie zu berichten. Sie sind tief in der Kultur und Sprache verwurzelt und hatten vor langer Zeit auch eine kultische Bedeutung. Im alten Ägypten wurde eine Gans so gehalten, wie es der Modedesigner Rudolph Moshammer mit seinem Hündchen Daisy getan hat – als Schoßtier. Gänse wurden in der Kunst verewigt. Mit geschnitzten Gänseköpfen schmückte man Schiffe, Musikinstrumente und Handstöcke. Schon im 4. Jahrhundert nach Christus entdeckte man die Flügelfedern der Gans als Schreibgerät. Bis in das 19. Jahrhundert tat der Gänsekiel genau das, was heute unser unsere Fingerkuppe auf dem Smartphone macht. Es wurden damit wichtige und unwichtige Nachrichten verfasst.
Viele Schriftsteller haben über die Gans geschrieben.
Bei Lichtenberg heißt es: „Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut, könnte eine Gans nach Hause bringen.“
Heinrich Heine schrieb: „Gar manche die ich als Kälber verließ, fand ich als Ochsen wieder; gar manches kleine Gänschen ward zur Gans mit stolzem Gefieder.“
Den Vogel zum Thema Gans hat Heinz Erhardt abgeschossen. „Die Gans erwacht im grauen Forst, erstaunt in einem Adlerhorst. Sie blickt sich um und denkt betroffen: Mein lieber Schwan, war ich besoffen.“
Auch in Poesiealben begegnet einem die Gans. Ein früher beliebter Spruch lautet: „Die Gans hat weiße Federn, die Ziege einen Bart, die Haut vom Pferd ist ledern, der Schwanz vom Schwein apart. Sie alle sind verschieden, am Kopf, am Schwanz, am Bauch und doch mit sich zufrieden – ich hoffe, du bist es auch.“
Das Lied vom Fuchs, der die Gans gestohlen hat, ist auch noch nicht vergessen. An die Gänse meiner Großmutter hat er sich nie getraut, die waren bissiger als der Hofhund.
Früher wurden fast jedem Teil der Gans heilende Kräfte zugesprochen. Gänsekot galt als Mittel gegen Skorbut, Gelb- und Wassersucht. Gänsemist wurde gegen Verstopfung empfohlen. Allein die Vorstellung, Gänsemist in sich hinein zu löffeln, löst bei mir jede Verstopfung. Da halte ich mich lieber an die schwedische Schriftstellerin Selma Lagerlöff, die sich Gänseschmalz aufs Brot schmierte als Mittel gegen die Traurigkeit. Die überfiel sie stets, wenn sie eine literarische Lieblingsfigur sterben lassen musste. Für meine Großmutter war Gänsefett, auf Brust und Rücken gestrichen, das Heilmittel gegen Husten. Gänsebraten gab es in meinen Kindertagen nur zum Weihnachtsfest. Heutzutage kommt er früher auf den Tisch. In den hiesigen Gaststätten belegt die Gans ab 11.11. Platz 1 auf den Speisekarten.
Wenn man von der Martinsgans berichtet, kommt man am heiligen Martin nicht vorbei. Er wurde um 316 im heutigen Ungarn, in einer römischen Provinz geboren. Es gibt übrigens eine Parallele zu Karl Lagerfeld. Genauere Angaben zum Geburtstermin gibt es nämlich nicht. Erstmals regierte damals das römische Reich ein Kaiser, der sich zum Christentum bekannte. Im zarten Alter von 15 Jahren wurde Martin Soldat im römischen Heer und gehörte schon bald der Leibgarde an. Heute würde man ihn Bodyguard nennen.
Mit 17 Jahren war er in Frankreich stationiert und begegnete im eisigkalten Winter einem frierenden Bettler. Was machte Martin? Er teilte mit dem Schwert seinen Mantel. Es gibt viele Bilder, die Martin bei dieser Tat auf einem Pferd zeigen. Aber da wurde gemogelt. Heute werden Models Pfunde um die Hüften von Fotografen weggedichtet. Martin wurde das Pferd von Malern angedichtet. Er soll zu Fuß unterwegs gewesen sein. Doch das schmälert sein gutes Tun nicht im Geringsten. Danach soll ihm Jesus mit dem halben Mantel im Traum erschienen sein. Martin ließ sich taufen und wollte aus dem Heer austreten. Das war nicht so einfach, denn er hatte sich zu 25 Jahren Dienst verpflichtet. Wer Silberhochzeit hatte, weiß, wie lang diese Zeit sein kann. Mit 40 Jahren konnte er dann endlich Priester werden. Die Menschen liebten ihn so, wie viele heute den Papst Franziskus, denn beide prangerten Profitstreben und Prahlerei an.
Als man Martin zum Bischof wählen wollte, bekam er jedoch Fracksausen. Der bescheidene Mann fand sich nicht würdig genug für diesen Posten. Er verkroch sich in einem Gänsestall. Die Gänse taten das, was bei aufgeregten Frauen oder bei Weihnachtsfeiern von Lehrern zu erleben ist – sie stimmten ein großes Geschnatter an.
Die Gänse hatten Martin verraten, also wurden sie gebraten, heißt es in den historischen Berichten. Doch sollen wir das dem gütigen Mann zutrauen? Die Geschichte gehört wohl doch in das Reich der Legenden. Am 8.November 397 starb Martin. Am 11. November wurde er begraben und vom Papst heiliggesprochen. Es war die erste Heiligsprechung – nicht auf Grund von Märtyrertum, sondern wegen der Lebensführung.
Einige meinen, dass der traditionelle Gänseschmaus im November einen ganz anderen Ursprung hat. Früher wurde zu dieser Zeit das Ende des Erntejahres begangen. Gänse, die man nicht auch noch den Winter durchfüttern wollte, wurden geschlachtet und in den Ofen gesteckt. Bevor die Fastenzeit begann, wurde noch einmal richtig geschlemmt. Außerdem mussten Pacht und Gesinde bezahlt werden und das geschah oft mit Essengaben.
Den Martinstag gibt es übrigens in ganz Europa. Ein schöner Brauch und noch schöner, wenn man nicht auf die Gans verzichten muss.
Genießen Sie also den November mit einer Martinsgans. Wenn Sie dazu einen guten Tropfen von edlem Wein und zwischendurch Gänsewein trinken, dann werden Sie in der Nacht vielleicht von Gänseblümchen oder der goldenen Gans oder von anderen Dingen träumen, die eine wohlige Gänsehaut machen. Und sagen Sie bitte dem, der Ihnen die Gans vorzüglich zubereitet hat, laut und deutlich: „Gans gut“, so erhält der Klang dieser Worte eine ganz neue und positive Bedeutung.
November 2015
Märkische Allgemeine Zeitung 08.05.2015
Ostseezeitung 24.04.2015
Stadtanzeiger 17.01.2015
Schweriner Volkszeitung 10.10.2014
Müritz-Zeitung 14.08.2014
Mecklenburger Blitz 08.01.2012
Müritz-Zeitung 07.12.2012