Rezensionen und Leserzuschriften zu „Marga Böhmer – Barlachs Lebensgefährtin“

Demmler Verlag, unveränderte Auflage von Januar 2009, ISBN 978-3-910150-35-5


Bremen, 18.10.2024

Sehr geehrte Frau Clemens,

vor einiger Zeit habe ich zu meinem Geburtstag (74) das von Ihnen geschrieben Buch zu Marga Böhmer und Ernst Barlach erhalten. Dies im Nachgang zu einem wiederholten Besuch in Güstrow, an beiden Orten.

Welche Wonne war es, dies zu lesen. Nicht nur Ihre schöne Sprache, sondern vor allem Ihre Warmherzigkeit gegenüber Marga Böhmer hat mich ungeheuer berührt. Seien Sie dafür so herzlich bedankt. Es ist wunderbar, mit wieviel Mühe Sie recherchiert haben und den Spuren gefolgt sind. Mir erschloss sich einmal mehr und besonders das Leben und die Liebe dieser Beiden. Und es hat mich tief erschüttert, mit welcher Kaltherzigkeit die Familie Barlach sich gegenüber der Lebensgefährtin verhalten hat.

Anlässlich eines Besuches bei Freunden besuchte ich dann die Grabstätte in Ratzeburg und war abermals erschüttert, dass es keine Grabplatte für Marga Böhmer gab. Lediglich am Friedhofseingang gibt es einen (touristischen) Hinweis auf die Grabstätte und Marga Böhmer.

Seit meiner Schulzeit und der Pflichtlektüre von Alfred Andersch etwa 1966 bin ich von Barlach angetan. Er hat mich mein ganzes Leben begleitet und durch Sie wurde ein weiteres Fenster zu ihm geöffnet.

Also seien Sie nochmals sehr bedankt.

Sehr herzliche Grüße aus Bremen

Peter P.


Güstrow, 05.01.2018

Liebe Frau Clemens,

mir ist es einfach ein Bedürfnis, Ihnen auf diesem Wege DANKE zu sagen. Danke für das wundervolle Buch über Marga Böhmer. Ich habe es – in einem Rutsch‘ durchgelesen, war tief berührt, beeindruckt und begeistert! Durch Ihr Buch, das mit so viel Empathie, Einfühlungsvermögen, Sensibiität, Kenntnisreichtum und exzellenter Recherchearbeit geschrieben wurde, ist mir die Person/Persönlichkeit Marga Böhmers (und damit auch die Ernst Barlachs) unglaublich nahe gewesen. Mit dem Buch in der Hand bin ich sogleich zur Gertrudenkapelle gegangen und habe lange, sehr lange zum Fenster des ehemaligen Wohnraums von Marga Böhmer hochgeschaut. Gefühle von Wehmut, Traurigkeit, Freude über Ihr Buch und Dankbarkeit für das ‚ Denkmal ’, das Sie ihr damit gesetzt haben, überkamen mich an diesem geradezu spirituellen Ort.

Seit wir in Güstrow leben, habe ich Ernst Barlach (und sein gesamtes persönliches Umfeld) und sein Werk kennen- und schätzengelernt. Ich habe eigentlich alles über ihn und vieles von ihm gelesen. Mir ist nicht ganz erklärlich, warum ich relativ spät erst auf Ihr Buch gestoßen bin.

Mit freundlichen Grüßen

Joachim G.


Hannover, 07.08.13

Liebe Frau Clemens,

ich habe dieses Jahr eine Urlaubswoche in Güstrow verbracht und mich dabei auch mit der Kunst von Ernst Barlach beschäftigt, die mir vorher weitgehend unbekannt war. Dabei bin ich auf Ihr Buch über Marga Böhmer gestoßen und habe es mit Faszination gelesen. Sie haben damit großartige Arbeit geleistet, der Inhalt ist hervorragend recherchiert und das Buch packend geschrieben. Ich bin völlig untergetaucht darin und habe das sehr genossen.

Viele herzliche Grüße von ihrer begeisterten Leserin

Eva S.


Rostock, 21.04.2010

Ich möchte Ditti Clemens, Autorin von „Marga Böhmer“ danken. Dieses Buch habe ich zufällig in der Bibliothek entdeckt und bin begeistert. Ich bin 69 Jahre alt und habe Frau Böhmer auch gekannt, d. h. ich war mit meiner Freundin in der Gertrudenkapelle und wir haben oft mit ihr und ihren Katzen einen netten Tag gehabt. Der Vater meiner Freundin, Herr Heinrich, Lehrer an der Gehörlosenschule in Güstrow, war ein hervorragender Fotograf gewesen und hat viel fotografiert in der Gertrudenkapelle und wunderbare Aufnahmen gemacht von Barlach. Es hat mich tief berührt, so viel noch über diese wundervolle Frau erfahren zu haben.

Danke Renate R.


Stuttgart, 07.06.07

Sehr geehrte Frau Dr. Clemens,

vor drei Jahren konnte ich Güstrow besuchen. Dabei kaufte ich mir Ihr Buch über Marga Böhmer. Mit großem Interesse habe ich es inzwischen gelesen. Anfang Juli möchte ich gerne in einem Frauenkreis von Marga Böhmer erzählen.

Mich würde auch sehr interessieren, ob in den letzten neun Jahren die Forschungen um das Leben und Werk Marga Böhmers in irgendeiner Weise weitergegangen sind.

Sehr berührt hat mich auch, dass Marga Böhmer namenlos in Ratzeburg begraben wurde. Sie schreiben in ihrem Buch, das Nikolaus Barlach nach ihrem Besuch 1993 noch einmal darüber nachdenken wollte, ob auf dem Friedhof nicht doch eine Tafel für Marga Böhmer angebracht werden sollte. Ist Ihnen bekannt, ob hier etwas geschehen ist? Leider konnte ich Ratzeburg bisher nicht aufsuchen.

Danken möchte ich Ihnen auch dafür, dass Sie mit ihrem Buch Marga Böhmer aus der Vergessenheit herausholten und ihr ein so bewegendes Denkmal setzen.

Mit freundlichen Grüßen

Ilse S.


Sehr geehrte Frau Clemens,

ich habe Ihr Buch gelesen, die Biographie über Marga Böhmer, der Lebensgefährtin Ernst Barlachs.

Dieses Buch ist so unglaublich feinsinnig, sensibel geschrieben. Akribisch sind die Fakten gesammelt und werden dem Leser sehr ausdrucksstark nahe gebracht, das jedenfalls ist mein Eindruck. Ihr Buch ließ mich nicht los und so schreibe ich Ihnen kurz meine Intentionen auf.

Eine so ungewöhnliche Frau zu porträtieren und für die Nachkommen (Nachfolgegenerationen) damit etwas manifestiert zu haben, was eigentlich heute schon als verloren gilt, hat mich sehr beeindruckt. Marga Böhmer muss eine so sensible, außergewöhnliche Frau gewesen sein, dass für viele Menschen in der weiteren Umgebung sie damals schon wieder fremd anmutete. Aber was ist fremd. Dieses Phänomen haben wir heute ja ebenso ausgeprägt. Wer nicht in der Massennorm einzuordnen ist wird ausgegrenzt, Individualität wird da heute auch falsch verstanden, ist nicht echt (nur um Aufmerksamkeit zu erhaschen).

Sie haben dagegen so feinfühlig Rückschau auf das Leben dieser Künstlerin gehalten, dass der Leser manchmal sogar schmerzhaft mitempfindet und auch seine eigene Sensibilität wahrnimmt. Ich war sehr fasziniert beim Lesen.

So viel geben zu können, leben für Ernst Barlach, auch nach seinem Tod, geistige Größe zu besitzen und auch immer wieder Schläge, Kränkungen, Schmach einzustecken als Frau, dass berührt mich.

Wie Sie das Leben Marga Böhmers mit Barlach und dann ihr Leben an sich dem Leser vermitteln, ist eine sehr schöne Art und Weise den Bogen über das Lebenswerk der Künstlerin zu spannen.

Ich bin sehr berührt, das musste ich loswerden.

Im Übrigen lese ich Ihre Randglossen in der OZ sehr gern, weil Ihr spitzbübisches Lächeln dabei beim Leser tatsächlich ankommt, wenn Situationen im „täglichen“ Allerlei Ihnen zwischen die (Schreib)Finger kommen, sehr erfrischend.

Ich wünsche Ihnen weiterhin so viel Sensibilität beim Schreiben. Sie geben dabei viel ab. Ich danke Ihnen dafür.

Mit lieben, freundlichen Grüßen

Manuela B.


Sehr geehrte Frau Clemens,

Frau Schröder vom CIC überreichte mir das Buch über Barlachs Lebensgefährtin. Ich habe es gleich gelesen und wertvolle Anregungen erhalten. Mir hat ihre Art zu schreiben, die ja auch eine bestimmte ART ZU DENKEN zum Ausdruck bringt, sehr gefallen. Wie eigenartig ist es doch, dass immer die Frauen erst die Männer zu dem machen, was sie dann sind …

Ich erachte diese Art von gender-working für sehr wichtig. Vielen Dank für dieses wunderschöne Geschenk, welches Sie uns allen da bereitet haben.

Mit freundlichen Grüßen

Dorothea F., 21.08.2006


Hannover, 06.07.98

Sehr geehrte Frau Dr. Clemens,

gerade las ich Ihre im Vorjahr an die Öffentlichkeit gelangte Biografie „Marga Böhmer – Barlachs Lebensgefährtin“, und ich möchte Ihnen nicht vorenthalten, dass ich – wie seinerzeit bereits bei „Lilo Herrmann“, unter einem ganz starken Eindruck stehe.

Wiederum haben wir Ihnen neue, mehr als wertvolle Recherchen zu verdanken! Ihr Bericht über Marga Böhmer an der Seite Ernst Barlachs ist die hochsensible Nachvollziehung eines ungewöhnlichen und tragischen Lebens! Warum nur verschweigt man uns solche Frauen!!

Ich besitze einige Kunstführer und geschichtliche Überblicke aus der kulturhistorischen Szene der Stadt Güstrow. Aber der Name Marga Böhmer wird noch nicht einmal annähernd erwähnt.

Ich bin Ihnen sehr verbunden, weil sie mich persönlich (Sie finden mich tief berührt!) auf ihr Buch aufmerksam machten.

Hier ist etwas sehr Kostbares entstanden!

Mit herzlichen Grüßen!

Ihre Heide K.


Stralsund, 14.05.1997

Sehr geehrte Frau Dr. Clemens,

zufällig habe ich im Fernsehen gesehen wie Ihr Buch ‚’Marga Böhmer’‘ vorgestellt wurde. Jetzt habe ich es gelesen und ich danke Ihnen sehr für Ihre mühevollen Recherchen und den wunderbaren Eindruck den Sie von dieser besonderen Frau vermitteln. Ich glaube, Sie haben das Wesen von Marga Böhmer sehr genau getroffen. Viele Details haben mich erschüttert, vieles habe ich durch Sie erfahren, wovon ich bisher nichts wußte.

lch habe Frau Böhmer gut gekannt. Im September 1959 kam ich als junger Museologe von der Fachschule für Heimatmuseen nach Güstrow. Hier sollte ich eine naturwissenschaftliche Abteilung im Heimatmuseum aufbauen, zur Landwirtschaft in Mecklenburg. Es ist nie etwas daraus geworden, denn ich ging bereits Mitte Dezember 1960 nach Stralsund und war hier maßgeblich am Aufbau des Meeresmuseums beteiligt. Aber die kurze Zeit in Güstrow war für mich sehr prägend und das verdanke ich Marga Böhmer. Ich möchte Ihnen hier davon berichten …

Mit freundlichen Grüßen

Gerhard S.


Ilmenau, 05.08.1997

Sehr geehrte Frau Dr. Clemens,

Sie haben mir einen wunderbaren Sonnabend geschenkt. Und dafür möchte ich Ihnen danken

Einem Zufall geschuldet, führte mich mein Weg am vergangenen Sonnabend noch einmal in die Innenstadt von Ilmenau und dabei in meine Buchhandlung. Bereits im Hinausgehen, fiel mein Blick auf ein Buch, dessen Titel bei mir sofort Assoziationen auslöste und die Vermutung, ein Kleinod entdeckt zu haben.

Und dann saß ich den ganzen Nachmittag auf meinem kleinen Balkon, inmitten all der Blumem, und verschlang regelrecht Ihre „Marga Böhmer“ und legte das Buch nicht eher aus der Hand, bis die letzte Seite gelesen war.

Sie haben es auf wunderbare Weise verstanden, all die Mosaiksteinchen aus dem Leben Marga Böhmers aufzuspüren und sie zu einem Bild zusammenzufügen, das bisher in solcher Farbigkeit, Vollständigkeit und Lebendigkeit nicht existierte und das dem Leser die Person und das Leben Marga Böhmers transparent macht.

Ernst Barlach ist 1965 in mein Leben getreten. Ich war damals Schülerin der elften Klasse. Unsere außergewöhnliche, engagierte Deutschlehrerin gestaltete ihren Unterricht so, dass neben dem zu absolvieren den Lehrstoff genügend Platz für Werke blieb, die nicht im Lehrplan standen, aber unbedingt zur Bildung eines Oberschülers gehören sollten. Wir beschäftigten uns mit einigen „problematischen“ DDR- Autoren und ihren damals umstrittenen Gedichten, Romanen, Erzählungen, wurden bekannt mit der aktuellen westdeutschen Literatur und lernten deutsche Künstler aus der jüngsten Vergangenheit kennen.

So setzte ich mich in einer Hausarbeit mit Wolfgang Borchert auseinander, und in einer zweiten Hausarbeit erkundete ich Leben und Werk Ernst Barlachs.

Außer einigen Fotografien von Barlachs Bildhauerei erhielt ich von meiner Lehrerin nichts. Und so war das eigene Suchen und Finden die wunderbare Entdeckung eines Menschen und Künstlers, dessen Leben und Werk sich doch von dem anderer Künstler, die mir bisher bekannt waren, unterschied. Solch eine spannende Entdeckung habe ich auf andere Art und Weise etwa 25 Jahre später noch einmal gemacht mit dem „Blauen Reiter“ und der Klassischen Moderne.

Für meine Arbeit hätte ich den „Flötenbläser“ kopiert und den Titel „… und er schnitzte ihn aus Holz, das ja aus dernselben Stoff war …“ gewählt. Begonnen hatte ich mit den Worten: „Vor 27 Jahren, am 24. Oktober 1938, starb einsam und verfemt Ernst Barlach, der deutsche Bildhauer, Graphiker und Dichter.” Daß diese Einsamkeit in der Zweisamkeit mit Marga Böhmer getragen wurde, war durch die spärlichen Hinweise in der Literatur kaum zu erahnen.

In späteren Jahren, ich glaube erstmals 1972, führte mich der Weg immer wieder nach Güstrow und einmal auch nach Ratzeburg, um das Werk Barlachs direkt aufzunehmen. Und immer waren diese Besuche, ob zuerst in der Gertrudenkapelle, dann im Dom und am Heidberg, für mich auch besonders besinnliche Momente. Vermittelt doch das Schaffen Barlachs Ruhepunkte in einer bewegten Zeit, ohne Resignation auszustrahlen.

Wenn ich mich recht erinnere, kam ich bei meinem ersten Besuch in der Gertrudenkapelle mit einer Frau ins Gespräch, die an der Eingangspforte zum Gertrudenfriedhof saß. Möglicherweise war es Frau Dethloff. Sie kannte Barlach und sprach davon, daß Marga Böhmer bis vor kurzem in der Kapelle gewohnt hatte und daß Barlachs Sohn kürzlich in Güstrow war, um über den Verbleib der Kunstwerke zu reden. Auch später beim Besuch im Atelier am Heidberg gab es winzige Hinweise auf Marga Böhmer.

Ihr Verdienst, liebe Frau Dr. Clemens, ist es, Marga Böhmer, die für Barlach Inspiration und Lebenshilfe war und die sein Werk gegen alle Zeitumstände mutig verteidigte, dem Dunkel und dem Vergessen entrissen zu haben und ihr zu einer späten Würdigen verholfen zu haben.

Ihre Sympathie für Marga Böhmer, die sich für mich aus dem Lesen Ihres Buches erschloß, hat sich auch auf mich übertragen.

Ich gratuliere Ihnen zu diesem auch in der Gestaltung so gelungenen Buch und freue mich auf eine neue Begegnung mit Ernst Barlach und Marga Böhmer.

Mitfreundlichen Grüßen

Christine K.


Hameln, 02.02.97

Verehrte und liebe Frau Clemens,

mit ihrem schönen Buch über Marga Böhmer haben Sie mir eine große Freude gemacht in mehrfacher Hinsicht: es ist kein großer Foliant geworden, sondern ein handliches Buch, dass man gerne aufschlägt. Wir freuen uns mit Ihnen, dass Ihre große Mühe sich gelohnt hat. Auch die Bilder haben sie mit glücklicher Hand in den Text eingefügt. So ist es Ihnen gelungen, vielen Menschen eine Freude zu machen. Meine Frau und ich danken Ihnen von Herzen.

Dr. Wolfgang T.


Liebe Frau Clemens,

ihre „Marga Böhmer“ habe ich gestern von der ersten bis zur letzten Zeile aufgesogen! Es ist schon sehr bewegend – das Leben dieser bewundernswürdigen Frau – wie auch Ihre Schilderung. Immer wieder habe ich mich beim Lesen gefragt, wie war das damals mit der Zeit? Mein Vater war Kunsterzieher, sechs Jahre im Krieg – und dann die Nachkriegszeit … Wie hat er eigentlich Barlach kennengelernt? Ich erinnere auch die „Formalismusdebatte“ – und selbst weiß ich auch nicht mehr, wann mir Barlach erstmals nahe gegangen ist. Und wenn man dann – durch Sie – das Leben der Marga Böhmer begleiten darf, dann werden die eigenen Probleme ganz klein. Was hat diese Frau auf sich genommen …!!! Und natürlich erinnere ich auch Ihre ersten Berichte über Ihr Buchvorhaben. Im Nachhinein kann ich erst jetzt ihren Durchhaltewillen, ihr unermüdliches Dranbleiben ermessen und bewundern. Mögen Ihnen noch viele solcher Werke gelingen – alles, alles Gute!!!

Ingrid H.


Rezension des Buches im NDR 1997

Zunächst: diese Frau – Marga Böhmer, die seit 1969 namenlos auf dem Friedhof in Ratzeburg an Barlachs Seite begraben liegt – hat so viel Öffentlichkeit, wie sie ein Buch zu schaffen vermag, schon lange verdient. Diese Frau, einst selbst Bildhauerin, hat Barlach mit ihrer Hingabe, ihrer bedingungslosen Liebe und ihrem künstlerischen Verstand zur Hochform seiner produktivsten Jahre verholfen! Diese Frau war ihm unentbehrlicher Beistand in Not und Bedrängnis nach der nationalsozialistischen Machtübernahme. Diese Frau hat an seinem Sterbelager bis zur letzten Stunde gewacht und ihr Leben nach seinem Tod auf einzigartige Weise mit seinem Werk verbunden.

Die Güstrower Gertrudenkapelle ist durch sie zu der nicht mehr wegzudenkenden sakralen Heimstatt für Barlachsche Kunst geworden. Diese Frau hat es auf sich genommen, 1950, 63-jährig, das kleine uralte gotische Gotteshaus inmitten von Gräbern zur eigenen Heimstatt zu machen, unter unwirtlichsten Umständen – mit allem, was sie von Barlach besaß. Unverdrossen hat sie gekämpft – gegen Borniertheit und oft genug gegen eisigen kulturpolitischen Wind, bis ihr Traum von der Ausstellung im Barlachschem Sinne endlich Wirklichkeit wurde.

Bis zu ihrem Lebensende, 1960, unterm Dach der Kapelle, wo sie sich eingenistet hatte, auf ständiger Tuchfühlung mit dem „Meister“, wie sie Barlach nannte, kämpfte sie um den latent gefährdeten Erhalt der Gedenkstätte – war Marga Böhmer der gute Geist der Ausstellung, offen für jeden Besucher, wie ich es selbst noch erfahren durfte – das ganze Gegenteil vom langjährigen Wächter des Atelierhauses am Heidberg, des auf andere Art verdienstvollen Barlachfreundes – und Nachlaßverwalters Friedrich Schult. Ihm war die Böhmer, die nach ihrer Scheidung vom Kunsthändler Bernhard Böhmer Barlach von Mitte der zwanziger Jahre bis zu seinem Tod 1938 ungleich näher stand als er, ein Dorn im Auge. – wie anderen heute noch. Sie war doch nur Barlachs Haushälterin, gehörte nicht zur Familie, sagt einer der beiden Barlachenkel zu Ditte Clemens, der Autorin, als sie bei Recherchen in Ratzeburg ihre Absicht bekundet, eine Biographie über die Geliebte des Großvaters zu schreiben.

Wäre es denn nicht an der Zeit, daß man über Rosa Limona Schwab etwas mehr in Erfahrung bringen könnte, der leiblichen Mutter des einzigen Sohnes und Erben von Barlach, von der es kaum Lebensdaten und nur ein unscharfes Foto gibt, wird gefragt. Sie war eine Schneiderin, die Barlach Modell saß und nach seinem Prozeß, den Barlach gewann, den unehelich geborenen Jungen hergeben mußte, der nie wieder seine Mutter sah. Nur – was kann Marga Böhmer dafür, die Jahrzehnte später Barlachs Weg kreuzte und wie aus den Briefen, die sie von ihm erhielt in diesem Buch zum ersten Mal schwarz auf weiß für jedermann zu ersehen, seine eigentliche Gefährtin wurde?

Ditte Clemens hat ein spannendes Buch geschrieben, ein doppelt spannendes, denn sie verfolgt das bewegte Leben einer außergewöhnlichen Frau und – läßt den Leser teilhaben an ihren eigenen, oft mühseligen Erkundungen auf der Suche nach Zeitzeugen und Erinnerungen. Und: wird, ebenso oft, beglückend fündig. Was sich auch in den Bildern und Faksimiles zeigt, an denen das Buch reich ist.

Ein Buch über Liebe, Ehrfurcht, Selbstlosigkeit und Besessenheit – auch über Tragik und Enttäuschungen. Als Barlach stirbt, hinterläßt er kein Testament. Marga Böhmer, mit der er gelebt hat, mit der er sich in einer Schicksalsgemeinschaft sah – wie er schrieb – sie bleibt zurück nicht als Hinterbliebene, sondern als hinterlassene Haushälterin. Ohne Rechte. Das nun aber wäre Stoff für ganz andere, böse Auslassungen. Ditte Clemens verkneift sie sich.