Gebauchpinselt ist ein schönes Wort. So fühlte ich mich als die Malerin Sabine Naumann und der Bildhauer Günter Kaden mich baten, Ende Oktober die Laudatio für ihre Ausstellung in Havelberg zu halten.
Ich habe sofort zugesagt und die beiden in ihrem Haus in Wendischhagen besucht. Ein kleiner Ort, der allen Ornithologen als Paradies in der mecklenburgischen Schweiz bekannt ist. Die Fahrt von Güstrow, über Teterow in Richtung Malchin bestätigte mir wieder einmal, dass die Liedzeile „Kein schöner Land in dieser Zeit, als hier das unsere weit und breit“ hier ihre Berechtigung findet.
Beim Anblick der vielen Kunstwerke im Atelier der beiden Künstler blieb mir vor Begeisterung fast die Luft weg.
Mich erstaunt immer wieder ihre Vielseitigkeit. Von Sabine Naumann gibt es Landschaftsbilder, Porträts, Illustrationen, Plakate und Aktbilder, von Günter Kaden Kleinplastik, Brunnen, Medaillen und riesige Skulpturen. Was Goethe in seinem Gedicht vom Blatt des Gingkobaumes geschrieben hat, erfüllte sich für mich beim Anblick der Kunstwerke von Naumann und Kaden. Es „gibt geheimen Sinn zu kosten.“
Ich war lange in ihrem Atelier, in einem uralten niederdeutschen Hallenhaus. Die Arbeiten von Sabine Naumann und von Günter Kaden, verliehen meiner Phantasie Flügel, machten mir Lust auf das Leben und gute Laune. Sie erfüllten mich auch mit Ehrfurcht. Ich habe ansehen und berühren dürfen, was in Ausstellungen in Deutschland und anderen Ländern präsentiert wurde.
Nach meinen vielen Rundgängen habe ich sogar mit einem Gelöbnis gebrochen. Als Studentin hatte ich mir geschworen, nie wieder rote Beete anzurühren. In der Mensa schmeckten sie wie ein mit Essig getränkter klein gehackter Schwamm. Sabine Naumann hat um ihre roten Beete so viel Interessantes und Exotisches herum getan, dass ich die Schale mit Salat und den Nachschlag genüsslich verspeist habe.
Vor meinem Abschied habe ich noch einmal einen Rundgang durch das Atelier gemacht und eine der kleinen Rubensfrauen von Kaden gestreichelt. Sie hat mich zu einem Gedicht inspiriert.
Kleine Frau auf dem Geländer
Sie ist so groß wie eine Männerhand,
fährt außer Rand und Band
auf dem Handlauf Achterbahn.
Ach, man möchte mit ihr fahr’n.
Apfelbrüste hat die Kleine,
und so flinke, stramme Beine.
Ihr zum Kuss geformter Mund
macht das Leben rubensrund.
September 2016