Ich hoffe, Sie halten mich nicht für einen Besserwisser, wenn ich heute einmal ausführlich über Dinge berichte, welche besser als andere sind.
Ich kenne eine Reihe von Menschen, die nach langer Arbeitssuche endlich Erfolg mit einer Anstellung hatten und dennoch am Abend stöhnen: „Besser gefeuert als verheizt zu werden.“
Wenn ich wieder einmal eine Kolumne geschrieben habe, klopfe ich mir auf die Schulter und sage mir: „Besser Einfälle als Ausfälle.“
Aus dem Alten Testament ist bekannt „Besser zu zweit als allein.“ Aber für mich gilt auch „Besser allein als in böser Gemein.“
Früher war ich häufig in Gerichtssälen, weil ich über Prozesse geschrieben habe. Mir waren alle Richter sympatisch, die nach dem Grundsatz: „Besser schlichten als richten“ handelten. Ich sah dort so manchen Angeklagten, der sich sagte: „Besser ein magerer Vergleich als ein fetter Prozess.“
Allen, die sich jährlich mit ihrer Steuererklärung abmühen, kann ich nur anraten: „Besser sich frisieren als seine Bilanzen.“
Wenn ich in einer fremden Stadt auf der Suche nach einer bestimmten Straße bin, verhalte mich anders als fast alle Männer, denn ich sage mir: „Besser zweimal fragen, als einmal verlaufen.“
Meiner frisch verliebten Nichte, die noch eine Weile braucht, bis sie ihr Studium beendet hat, legte ich, als sie mit ihrem Schatz zum Zelten fuhr, wärmstens ans Herz: „Besser vorsehen als nachsehen.“
Bei all den Umzügen, die ich in meinem Leben schon gemacht habe, stellte sich bei den Trägern immer wieder heraus „Besser ein Freiwilliger als zehn Gezwungene.“
Als ich vor dem Standesamt meiner Stadt einen frisch gebackenen Ehemann erlebte, der überhaupt nicht aufhörten konnte die Braut zu küssen, sagte ich mir: „Besser ein stürmischer Bräutigam als ein windiger.“
Und wenn ich in meiner kleinen Kneipe einkehre, um ein frisch gezapftes Bier zu genießen, erlebe ich dort, wenn auch selten, Männer, die einen über den Durst getrunken haben. Dann denke ich: „Besser mit dem Fuß ausgleiten als mit der Zunge.“ Bei ihrer Heimkehr werden die Frauen wohl meinen: „Besser nicht genug als zuviel.“
Und jetzt mache ich mir einen Kaffee und lege die Beine hoch. „Besser eine ordentliche Ruhepause als pausenlose Unruhe“.
(Auszug aus meinem Buch „Wundersames Leben – Kolumnen 2007)
Januar 2019