Vor vierzig Jahren habe ich ihn das letzte Mal gesehen. Ich war ganz allein im Saal, als ich ihn jetzt wieder traf. Das hatte ich nicht erwartet. Aber in meiner Kleinstadt geht vorwiegend die Jugend ins Kino und der Schauspieler Pierre Richard sagt den jungen Leuten nichts. Sie waren noch meilenweit von ihrer Geburt entfernt, als Anfang der siebziger Jahre der Film „Der große Blonde mit dem schwarzen Schuh“ lief.
Ich habe den Film damals gesehen. Eine wunderbare Parodie über Geheimdienste. In „Monsieur Pierre geht online“, seinem neuesten Film, wird das Kennenlernen in Dating-Portalen parodiert. Der achtzigjährige Monsieur verguckt sich in die 31-jährige Flora und gibt sich als ebenso alter Sinologe aus. Die beiden chatten ganz verliebt und wie verrückt. Damit der Schwindel nicht auffliegt, überzeugt Pierre mit Geld und der Mitleidstour einen jungen Mann ihn beim ersten Treffen zu vertreten. Dass der junge Mann Freund seiner Enkelin ist und sich in Flora verliebt, ahnt er nicht. Der Schluss des Films ist schön kitschig. Es ist halt leichte, aber dennoch lustige Kost aus Frankreich.
Dem Journalisten Peter Praschl blieb jedoch das Lachen im Halse stecken. „Zwei Männer tun sich zusammen, um eine Frau zu belügen und zu betrügen, bis sie liebestoll und sexuell zugänglich wird“, schrieb er in der „Welt“. Für ihn ist der Film keine Komödie. Für mich schon, weil eine schlechte Sitte lächerlich gemacht wird.
Dass in Dating-Portalen und Kontaktanzeigen gelogen und betrogen wird, ist hinlänglich bekannt. Auf diese schlechte Sitte kann man entweder mit weinendem oder lachendem Auge sehen. Letzteres ist mir lieber.
Männer sind beim Schummeln übrigens eifriger als Frauen. Sie stellen sich gern größer dar, als sie es sind. Frauen machen sich oft um einige Kilos leichter. Glaubt man den Männern, die in Anzeigen ihr Interesse an Kunst, Kultur und Natur bekunden, dann müsste man sie in Scharen in Theatern, Kinos, an der Ostsee und im Wald treffen.
Dass reale Kontaktanzeigen so lustig sein können, wie die Filme mit Pierre Richard, hat mir das Buch „Suche Frau in anständigem Zustand“ von Birgit Adam gezeigt. Sie präsentiert die witzigsten Kontaktanzeigen der Welt.
Eine davon lautet:
„Rentner, Nichtraucher, Nichttrinker sucht alleinstehende gesunde Frau mit Haus und Ölheizung. Er möchte Kaninchen halten.“
Juli 2017